Agilität verstehen – Bulli-Reise im Sommer 2020
Agilität ist in erster Linie eine Haltung, sie beinhaltet Werte und Prinzipien. Doch wie lernen wir diese Haltung? Vor allem erfahrungsorientiert – so glauben wir – d.h. indem wir die Prinzipien in einem konkreten Projekt erleben.
Wir sind der Agilität in unserem Sommer-Projekt 2020 begegnet. Mit unserem zum Wohnmobil umgebauten VW-Bus tourten wir durch Italien und Griechenland, am Ende noch mit einem Abstecher nach Frankreich.
Wo wir auf unserer Bulli-Tour den Prinzipien der Agilität begegnet sind… dazu hier 10 Blitzlichter:
- Prototypen: Den Bus bauten wir in den Wochen vor unserer Abreise aus. Er war gut nutzbar, aber nicht vollendet. Das Regal mit Auszügen für den Kühlschrank funktionierte, kann aber hier und da optimiert werden. Nach dem Ausbau ist vor dem Ausbau!
- Iterationen: Kurzfristige Planung wurde in diesem Corona-Jahr zur Normalität. Dass die Fähre nach Corfu uns und unseren Bulli tatsächlich mitnehmen würde, stand erst 3 Tage vor Abfahrt fest. Die Route entstand beim Reisen: An jedem Ort kamen neue Hinweise auf uns zu und die nächste Fährte war gelegt. Am Ende wurde es dann eine längere Zeit auf Corfu und eine ausgiebige Rückreise durch Italien.
- Teamgeist: Unterschiedliche Ressourcen und Fähigkeiten halfen uns in den herausfordernden Momenten der Reise: Wer motiviert, wenn es zwischendurch mit dem Fahrrad steil bergauf geht, wer ist gut im Navigieren, wer fährt mit dem VW-Bus sicher auf unbefestigten Pisten!?
- Sprints: Zu viel Strecke am Stück – das führt auf der Reise eher zu Überforderung und macht keine gute Laune. Kleine, überschaubare Etappen waren motivierender und brachten uns immer wieder neue Highlights und Entdeckungen am Wegesrand.
- Abstimmung mit Schnittstellen-Partnern: Von Region zu Region, von Land zu Land änderten sich die Corona-bedingten Anforderungen an Hygiene und Sicherheit. Besonders haben uns die Plastik-Masken zur Bedeckung des Kinns in Corfu gefallen, die eher als Feigenblatt zu verstehen waren.
- Schnelle Entscheidungen: Wenn es um die besten Stellplätze an begehrten Orten ging, stellte sich zu langes Bedenken als kontraproduktiv heraus. Die schönsten Plätze wollten zügig und rechtzeitig erreicht werden, sonst hieß es: ‚no vacanies tonight‘.
- Schätzung: ‚Wieviel pitorekse italienische Städtchen verträgt ein Tag?‘ Hier waren wir gefordert regelmäßig zu schätzen, wie weit die Ressourcen und die Aufnahmekapazität reichen.
- Funktionierendes Produkt wichtiger als Dokumentation: Die Gerichte der Camping-Küche entpuppten sich auch bei eingeschränkten technischen Möglichkeiten als Highlights. Wir haben viel improvisiert und einfach gemacht. Leider haben wir nichts dokumentiert und so mancher Geniestreich wird in Vergessenheit geraten.
- ‚Kill your darlings‘: Es zog uns zur Amalfiküste, einer sagenhaften schmalen Küstenstraße, die an steilen Hängen entlang läuft. Doch am Ziel Amalfi hieß es: ‚Keine Parkmöglichkeit – bitte weiterfahren!‘. Vermutlich die Hälfte der Nord-Italiener waren auch da – und so machten wir uns auf den Rückweg.
- Reagieren auf Veränderungen wichtiger als Befolgen eines Plans: Wenn die Strände voll sind und vor allem wenn das Wetter sich ändert, dann ist es herrlich Reise-Routen spontan ändern zu können… und dahin zu fahren, wo sich das Glück eher finden lässt.